🔧 Beispiel: Hydraulischer Abgleich – 3 Heizkreise an einem Verteiler
🏠 Ausgangslage:
Du hast 3 Heizkreise (z. B. Etagen oder Heizkörpergruppen), die an einem gemeinsamen Verteiler hängen. Die Heizkreise sind unterschiedlich lang:
HK1 (Erdgeschoss) → kurze Strecke
HK2 (1. OG) → mittlere Strecke
HK3 (2. OG) → lange Strecke
Ziel: Alle Heizkreise sollen denselben Volumenstrom (z. B. 100 l/h) erhalten.
🔄 Schritt-für-Schritt-Ablauf:
1. Wärmebedarf je Heizkreis berechnen oder schätzen
z. B. aus Heizlastberechnung, Raumgröße oder Herstellerunterlagen
Heizkreis | Leistung | Temperaturdifferenz (ΔT) | → Volumenstrom |
---|---|---|---|
HK1 | 1.2 kW | 20 K | 52 l/h |
HK2 | 2.0 kW | 20 K | 86 l/h |
HK3 | 2.3 kW | 20 K | 99 l/h |
Merksatz:
➡️ Volumenstrom = Heizleistung / (Wärmekapazität × ΔT)
Beispiel: 2.0 kW / (1.16 × 20) ≈ 86 l/h
2. Druckverlust je Heizkreis bestimmen (z. B. mit Software, Herstellerunterlagen, Erfahrungswerten)
Heizkreis | Druckverlust bei berechnetem Volumenstrom |
---|---|
HK1 | 5 kPa |
HK2 | 12 kPa |
HK3 | 22 kPa |
→ HK1 hat den geringsten Widerstand → würde zu viel Wasser bekommen, wenn nichts eingestellt ist.
3. Einstellwerte berechnen (mechanisch oder elektronisch)
Ziel: Druckverluste anpassen, sodass alle Heizkreise gleich “gesehen” werden
Bei mechanischen Voreinstellventilen:
– über Herstellerdiagramme den benötigten Durchfluss bei gegebenem Δp einstellen
– z. B. für HK1 den Durchfluss auf 52 l/h bei 22 kPa einstellen (wie bei HK3)Bei elektronischen Pumpen:
– Differenzdruckregelung aktivieren
– Durchflussregelung je Heizkreis über Volumenstromsensoren oder Stellantriebe
🛠 Einstellung am Ventil (Beispiel Voreinstellbar):
Heizkreis | Einstellwert (z. B. Danfoss RA-N) |
---|---|
HK1 | 1.0 |
HK2 | 2.5 |
HK3 | voll geöffnet (Referenz) |
💡 Praxistipp: Achtung bei der Kombination von Abgleich und Regelventil
In der Praxis kommt es häufig vor, dass nach der Auslegung ein hydraulischer Abgleich durchgeführt wird – z. B. durch zusätzlich eingebaute Drosselventile oder durch die Voreinstellung direkt am Ventil. Dabei wird aber oft ein kritischer Punkt übersehen:
Der zusätzliche Widerstand verändert die Ventilautorität – und damit die Regelgüte.
Ein Beispiel:
Wenn du ein Regelventil mit einem Druckverlust von 10 kPa auslegst, weil der Restkreis 15 kPa hat, ergibt sich eine gute Ventilautorität von 0,4.
Wenn jetzt aber beim Abgleich noch 15 kPa dazukommen, fällt die Ventilautorität auf 0,25 – das Ventil reagiert träger, die Regelung wird unpräzise.
➡️ Lösung:
Entweder den geplanten Drosselverlust in die Auslegung miteinbeziehen
Oder gleich ein druckunabhängiges Regelventil (PICV/PRCV) verwenden
Oder Abgleichorgane bewusst vor dem Regelventil setzen
Merksatz für die Planung:
„Was später gedrosselt wird, sollte vorher durchgerechnet sein.“
🔍 Abschluss & Prüfung:
Bypass im Verteiler messen → bei korrektem Abgleich = kein Durchfluss
Alle Heizkörper warm? Rückläufe gleichmäßig temperiert?
→ Wenn ja: ✅ Abgleich abgeschlossen
💡 Zusammengefasst:
Wärmebedarf berechnen → Volumenstrom bestimmen
Druckverluste vergleichen → Einstellbedarf erkennen
Einstellen → Messen → Nachjustieren (optional)
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